






Knochenzellinteraktionsassayentwicklung zur präklinischen Bewertung der Knochenintegration neuer Werkstoffe
Innovationswettbewerb GESÜNDER.IN.NRW
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können neue, innovative, nachhaltige und marktfähige Produkte, Dienstleistungen und Verfahren oft nur in Kooperation mit anderen Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen entwickeln. Die Innovationswettbewerbe des EFRE/JTF-Programms NRW 2021-2027 zielen deshalb auf Verbundvorhaben von KMU, Großunternehmen und Forschungseinrichtungen ab, die inhaltlich auf eines der sechs Innovationsfelder der Regionalen Innovationsstrategie des Landes Nordrhein-Westfalen ausgerichtet sind.
Das Innovationsfeld „Innovative Medizin, Gesundheit und Life Science“ umfasst die wissens- und forschungsintensiven Themen aus der Medizin, insbesondere der Spitzenmedizin, der Medizintechnik, der Lebenswissenschaften, der Ernährungswissenschaften und der Pharmazie. Innovative Medizin ist durch die Entwicklung neuer Verfahren, Techniken und Methoden Innovationstreiberin für eine wissenschaftsgetriebene Biomedizinforschung.
Nordrhein-Westfalen verfügt über eine ausgesprochen leistungsfähige Wissenschafts- und Forschungslandschaft. Die Maßnahme soll dazu beitragen, den Transfer von neuen Ideen und Konzepten aus Wissenschaft und Wirtschaft in innovative, marktreife sowie nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu beschleunigen. Lösungen zur Prävention, neuartigen Behandlungsmöglichkeiten und Therapieformen sind thematischer Schwerpunkt, wobei die Instrumente der Digitalisierung und die Biotechnologie als wichtige Schlüssel- und Querschnittstechnologien von besonderer Bedeutung sind. Ziel des Landes Nordrhein-Westfalen ist es, seine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft zu stärken und weiter auszubauen. Nachhaltige Innovationen in der Biotechnologie bieten wertschöpfungsorientierte Lösungen für alle Bereiche, die im Fokus dieses Wettbewerbs stehen.
Problemstellung
Die Verbreitung von Knochenstoffwechselstörungen wie Osteoporose und anderen Knochenerkrankungen wie Osteoarthrose nimmt aufgrund steigender Lebenserwartung in westlichen Gesellschaften erheblich zu. Auch wenn die derzeitige Osteoporosebehandlung die Knochenfragilitätszunahme verlangsamt, nehmen die Frakturversorgungen stetig zu. Auch beim altersbedingten Gelenkverschleiß steigen die Zahlen der zu implantierenden Gelenkprothesen stetig. Dies gilt ebenso für die absoluten Zahlen an erforderlichen Revisionsoperationen in der Endoprothetik. Infolge vorzeitiger Lockerungen werden diese notwendig und führen zu einer enormen Belastung der Patienten, reduzieren das Patientenwohl und üben einen erheblichen Kostendruck auf das Gesundheitssystem aus. In diesem Zusammenhang gilt es bessere, personalisierte Wirkstoffe gegen Osteoporose und innovative Oberflächenmodifikationen für künstliche Gelenkbestandteile zu entwickeln, die eine verbesserte Integration und damit Verankerung der künstlichen Gelenkbestandteile in den Knochen der Patienten ermöglichen. Dies gilt insbesondere für Patienten, die an einer Osteoporose leiden. Die Entwicklung neuer Medikamente und knochenintegrierender Oberflächenmodifikationen von Implantatwerkstoffen basiert derzeit immer noch stark auf größtenteils ungeeigneten experimentellen Tierstudien. Erhebliche, stetig zunehmende ethische Bedenken in der Gesellschaft über Sinn und Zweck dieser Studien sowie sehr eingeschränkte Ergebnisübertragbarkeiten vom Tier auf den Menschen hinsichtlich der klinischen Anwendung erhöhen den Druck alternative und prädiktive, präklinische Modelle auf der Basis humaner Zellen und Gewebe zu entwickeln. Im Zuge der 3R-Initiativen, Tierleid zu reduzieren oder bestmöglich Tierversuche zu vermeiden, besteht derzeit ein steigender Bedarf an humanen in vitro Knochenzellinteraktionsmodellen/–assays (KIAMA), die es erlauben, Wirkstoffe, Biomaterialien und Oberflächenmodifikationen mit patientenspezifischen Zellen im Hochdurchsatzformat regulationskonform ((EU) 2017/745 (MDR); IVDR 2017/746) präklinisch zu testen. Zur Problemlösung wurde in der Experimentellen Chirurgie an der Ruhr–Universität Bochum (ExpChirRUB) eine neue, bisher einzigartige und die native Knochenmatrix imitierende Oberflächenbeschichtung OsteoMimic weiterentwickelt. Die Beschichtung ermöglicht eine homogene, bioaktive Oberflächenfunktionalisierung von Substraten bzw. Probekörpern beliebiger Scaffold-Geometrie/–Topographie.
Zielsetzung
Die Zentrale Innovation des Vorhabens KlAssE-Integration besteht in der gemeinsamen Entwicklung und Validierung eines zulassungsfähigen, präklinischen, prädiktiven und personalisierbaren in vitro Knochenzellinteraktionsmodells/-Assays (KIAMA) zur Prüfung von festen Biomaterialien und deren Oberflächenmodifikationen für die Anwendung am humanen Röhrenknochen.
Zur Erreichung dieser Innovation werden die folgenden innovativen Teilaspekte verfolgt:
- Laserbasierte Hochgeschwindigkeitszellsortierung von Osteoclasten (hOCs) zur Homogenisierung heterogener Populationen nach Zellgröße und Morphologie unter zulassungsrelevanten Laborbedingungen.
- Steigerung der Effizienz des OsteoMimic KIAMA durch homogene hOC-Kulturen
- Robuster Assay zur Bewertung des Einflusses von Kontaminanten der HydroJet-Bearbeitung von Hochleistungsimplantatwerkstoffen in Mikrotiterplatten (2D-KIAMA).
- Erstmalige Anwendung eines miniaturisierten HydroJet-Verfahrens zur Verbesserung der Knocheninteraktion mittels Oberflächenstrukturierung von Implantatwerkstoffen mit anschließender Bioevaluation durch den KIAMA
- 3D-KIAMA
Das Fraunhofer ILT als führendes Maschinenbau–Institut verfügt über alle notwendigen laserbasierten Technologien und das Know–how, um neue Lasermaterialbearbeitungsanlagen aufzubauen. Zusätzlich verfügt das Institut seit über 20 Jahren über einen gentechnisch zugelassenen Arbeitsbereich, in dem es möglich ist, mit Zellkulturen der Sicherheitsstufe 1 zu arbeiten. Die Projektkoordination wird von Frau Dr. Nadine Nottrodt durchgeführt. Sie hat in den letzten Jahren verschiedene nationale und internationale Projektkonsortien geleitet und verfügt auf Grund ihrer langjährigen Berufserfahrung als Projektleitung und Biologin im Bereich Maschinenbau über das notwendige Fachwissen. Sie wird außerdem einen neu einzustellenden Promotionsstudenten im Maschinenbau oder Medizintechnik anleiten. Zur Einarbeitung des neuen Mitarbeiters im Bereich LIFT steht außerdem Richard Lensing zur Verfügung. Für regelmäßig wiederkehrende Arbeiten, Durchführung und Auswertung von Versuchen wird eine studentische Hilfskraft im Projekt beschäftigt werden. Ein Mitarbeiter der technischen Werkstätten wird während des Anlagenbaus ins Projekt einbezogen, damit Elektrische Sicherheit, sowie CE-Zertifizierung sichergestellt werden können.
Die Abteilung für Experimentelle Chirurgie ist die Forschungsabteilung der Chirurgischen Universitätsklinik des UK Knappschaftskrankenhauses Bochum im Zentrum für Klinische Forschung der RUB. Sie wird geleitet von Herrn Dr. Jochen Salber, promovierter Polymerchemiker, Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie und Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik (Leiter: Univ.-Prof. Dr. med. Richard Viebahn). Dr. Salber verfügt über eine vierzehnjährige klinisch-operative Erfahrung und über mehr als 20 Jahre Erfahrung als international anerkannter Biomaterialwissenschaftler. Seit 2014 ist er an der erfolgreichen Einwerbung und Durchführung mehrerer großer EU-Forschungsprojekte im Bereich der klinischen Biomaterial– und Gesundheitsforschung beteiligt. Er hält an der RUB jährlich mehrere Vorlesungen, u.a. im Forschungsschwerpunkt Molekulare Medizin über die Biomaterial-Gewebe-Interaktion. Er ist ebenfalls Gastdozent am Politecnico di Torino und dort externer Berater für die “PhD School in Bioengineering and Medical Surgical Sciences”. Zu seinem klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt gehören implantatassoziierte Infektionen und aseptische Endoprothesenlockerungen. Außerdem beschäftigt er sich seit zwei Jahrzehnten mit der präklinischen Biomaterialtestung und der Umsetzung des 3Rs-Konzeptes durch die Entwicklung von humanen 2D-/3D-Ko-Kulturassays und Gewebemodellen.
Die HydroMill GmbH wurde aus dem Markterfolg des Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT mit der Entwicklung und industriellen Anwendung des Wasserstrahlfräsens heraus gegründet, um das Fachwissen und die Forschungsexpertise eines renommierten Fraunhofer-Instituts mit der Agilität und der Kreativität eines Start-ups zu vereinen. Durch den Transfer von langjähriger Expertise in der Anwendung der Wasserstrahltechnologie ist HydroMill in der Lage, auf dem neuesten Stand der Technologie zu bleiben und auch weiterhin wegweisende Ideen zu generieren.
Die Gesellschaft für Produktionshygiene und Sterilität mbH (GfPS), verfügt als akkreditiertes Unternehmen über langjährige Erfahrung in der Zulassung neuer Medizinprodukte und In vitro Diagnostika. Dr. Simon Dietz wird das Projekt von Seiten der GfPS leiten und ist Mitglied im Normenausschuss der DIN EN ISO 14644, sowie ISO 14698 und EN 14171 ZLG und DAkkS Fachbegutachter im mikrobiologischen und physikalischen Laborbereich (DIN EN ISO 17025). Gleichzeitig ist er Lehrbeauftragter für Reinraumtechnik an der FH Aachen und Geschäftsführer der GfPS mbH. Als Gesellschafter einer Zertifizierungsgesellschaft für Medizinproduktehersteller (ecm mbH) verfügt er über alle notwendigen Kompetenzen, um das Projekt erfolgreich durchzuführen. Unterstützt wird das Projekt durch Kollegen die für den Aufbau einer zertifizierten ISTA Transportsimulationsprüfung Verantwortlich sind. Des Weiteren arbeiten Fachexperten im Bereich Mikrobiologie, Chemie und physikalische Prüfungen für Medizinprodukte und IVDR
Mit 10 bis 30 Jahren Expertise in dieser Branche (persönliche Erfahrungen und in prüfender Tätigkeit) im Projekt mit.
Projektkoordinator/-in
Dr. rer. nat. Nadine Nottrodt
Fraunhofer Institut für Lasertechnik ILT
Steinbachstrasse 15, 52074 Aachen
Tel: +49 241 8906-605
nadine.nottrodt@ilt.fraunhofer.de
www.ilt.fraunhofer.de